Wie schon im vergangen Jahr durften auch diesem Jahr wieder Schüler: innen der Oberstufe am Alpine Climate Summit in Österreich teilnehmen.
Am Mittag des fünften August sind 13 motivierte Schüler: innen sowie Herr Bender und Herr Hinkelmann vom Düsseldorfer Hauptbahnhof mit dem ICE nach München aufgebrochen, um dort zwei weitere teilnehmenden Schule aus Düsseldorf und Essen zu treffen, mit denen sie dann weiter nach Obergurgel, in das eigentliche Exkursionsgebiet, gefahren sind.
Zunächst hat das Exkursionsteam zwei Tage im Universitätszentrum Obergurgl verbracht, um sich nicht nur näher kennenzulernen, sondern auch, um erste kleine Wanderungen zu erleben. Eine gute Gelegenheit sich an die Höhe zu gewöhnen! Anstatt die Sonne zu genießen, studierten die Teilnehmer: innen bei Schnee und Regen erste Gebirgs- und Gletscherformen im Gelände.
Am dritten Tag wurden dann aber alle Rucksäcke gepackt und die Wanderschuhe geschnürt, um ins Hochgebirge aufbrechen zu können. Für den Kaiserplatz ging es dieses Jahr ins Rofental. Ein unglaublich schönes und offenes Tal, das vom Menschen völlig unberührt scheint. Es zeichnet sich durch mehrere Gipfel aus, die weit über 3.000 Meter in den Alpen-Himmel ragen. Schroffe Gebirgsgipfel, die von Schafen und Steinböcken bewohnt werden. Aber auch Steinadler und Murmeltiere sind Tiere des Rofentals, welche die Truppe fast täglich sehen und fotografieren konnte. Ganz besonders und für uns von größter Relevanz zeichnet sich das Tal aber durch die Vielzahl an Gletschern aus. Einen davon haben wir aber ganz besonders intensiv erforscht – den Hintereisferner.
Der Aufstieg zur ersten Hütte war sehr anstrengend. Es galt einen Höhenunterschied von knapp 700 Meter bei winterlichen Temperaturen und Schneetreiben zu bewältigen, bevor wir in der Breslauer-Hütte auf 2.844 Meter ü. N. einkehren konnten. Nach einer Nacht im Bettenlager und einem wunderschönen Sonnenaufgang um sechs Uhr vor der Hütte, zu dem sich einige Alpinisten der Truppe trafen, ging es dann weiter zum Hochjochhospiz, eine Hütte, die am Fuße des Hintereisferners liegt. Das Wetter spielte dieses Mal mit. Die Sonne schien, sodass wir auch endlich im T-Shirt wandern konnten. Nach fast elf Kilometern und einem Höhenverlust von 500 Metern kehrten wir im Hochjochhospiz ein.
In den beiden kommenden Tagen beschäftigten wir uns intensiv mit der Bedeutung von Gletschern in den Alpen, aber auch für uns in Krefeld. Per GPS-Geräten haben wir den Hintereisferner vermessen, auf dessen Zunge wir gewandert sind: Dazu mussten wir im Vorhinein über Geröll wandern, das rutschig war sowie langsam und behutsam erkundschaftet werden musste, weil es keinen Wanderweg gab. Ein Zeichen dafür, dass nur wenige Menschen zu dem Gletscher vordringen. Ein echtes Abenteuer für uns!
Im Nachgang haben wir auf der Hütte unsere GPS-Daten mit den Ausdehnungen des Gletschers verglichen, die auf unserer Landkarte ausgewiesen waren. Die Darstellungen der Karte bezogen sich dabei auf Daten aus dem Jahr 2010. Durch mathematisches Geschick stellten wir fest, dass der Hintereisferner seit 2010 um einen Kilometer zurückgegangen ist und einen Höhenverlust von 111 Metern verzeichnen musste. Das bedeutet, dass auf einem Quadratmeter ca. 100.000 Liter Wasser verloren gegangen sind.
Ein absolutes Highlight war sicherlich die Besteigung der Mittleren Guslerspitze. Um 4.00 Uhr ist ein kleiner Teil der Exkursionstruppe aufgebrochen, um 700 Höhenmeter zu bewältigen, damit sie 1,5 Stunden später den Sonnenaufgang auf dem Gipfel beobachten konnten. Dabei war die Wanderung für 2,5 Stunden ausgeschrieben. Völlig außer Atem, aber total glücklich fielen sich alle in die Arme und genossen den atemberaubenden Ausblick.
Am Ende der Exkursion haben wir festgestellt, dass wir von unseren Erkenntnissen, der gemeinsamen Zeit im Hochgebirge und dem Teamspirit sehr ergriffen waren und noch immer sind.
Wir freuen uns schon jetzt, auch im nächsten Jahr wieder an diesem tollen Projekt teilnehmen zu dürfen. An dieser Stelle bedanken wir uns bei FRAM Science & Travel für das ehrenamtliche Engagement, das Projekt für Schulen möglich zu machen. Auch bei unserem Förderverein möchten wir uns bedanken, der die Anschaffung von Rucksäcken ermöglicht hat, von denen noch viele Schüler: innen profitieren werden. Aber auch dem Unternehmen „Niederrhein Gold“ aus Moers möchten wir herzlich danken, das eine Fördersumme bereitgestellt hat, die die Teilnehmer: innen finanziell entlasten konnte.
Schüler: in-Zitat auf die Frage: “Was hat dir besonders gut gefallen?”: “Mir hat besonders die Gruppendynamik gefallen, da niemand alleine war und wir uns immer auf die jeweils anderen Personen verlassen konnten. Wir haben uns alle gegenseitig unterstützt. Natürlich waren die Wanderungen und die Ausblicke überragend. Auch die Zeit auf den Hütten war super schön. Besonders schön fand ich auch unsere gemeinsame Besprechung am letzten Tag. Dass wir sowohl über unsere Eindrücke als auch über den Klimawandel offen sprechen konnten. Ich für meinen Teil habe viel gelernt und konnte vieles mitnehmen.”
Schüler: in-Zitat: “Was hat dir besonders gut gefallen?” “Alles: Die Natur, das Wandern, die motivierten Leute und vor allem die Lehrkräfte. Man merkte einfach, dass alle Lehrkräfte sowie die Studierenden mit Herz und Seele dabei waren, das hat mich sehr motiviert. Nochmal Danke, dass ich dabei sein durfte, und für die tolle Chance.”
Lehrer-Zitat (Hinkelmann):”Mich haben besonders die Geduld, der Ehrgeiz und der Mut der Schüler: innen beeindruckt. Außerdem hat es mich sehr berührt, wie überwältigt sie von den Bergen und den Gletschern waren. Eines meiner absoluten Highlights war die Zeit im Hochgebirge auf den Hütten des Alpenvereins. Allerdings wird mir die Wanderung auf die Mittlere Guslarspitze (3123 Meter ü. N.), die wir morgens um 4Uhr angetreten sind, um von dort aus den Sonnenaufgang zu beobachten, in besonders guter Erinnerung bleiben. 700 Höhenmeter und 1,5 Stunden später waren wir dann pünktlich zum Sonnaufgang am Gipfelkreuz (siehe Foto) und sind uns in die Arme gefallen. Ein unvergesslicher Moment.”
Lehrer-Zitat (Bender):”Trotz teilweise nicht ganz einfacher Bedingungen mit Schnee und Regen, die manchmal auch zu leichten Blessuren führten, war in der Gruppe nie schlechte Laune zu spüren. Umso schöner war es dann mitzuerleben, mit welcher Begeisterung und Faszination der für viele noch neue Raum des Rofentals mit dem Hintereisferner erkundet wurde. Der Tag am Gletscher selbst wird mir persönlich in besonderer Erinnerung bleiben, gerade weil sich dieser im Vergleich zum letzten Jahr bereits deutlich verändert hatte.”
Autor: Martin Hinkelmann
Artikel aus der Rheinischen Post vom 28.8.23