Woher kommen wir Menschen? Was passiert mit uns nach dem Tod? Was ist unsere Aufgabe in der Welt?
Das Fach Religionslehre beschäftigt sich mit den zentralen Fragen des Lebens und gibt den SchülerInnen die Möglichkeit, Antworten auf diese Fragen zu finden. Dabei werden neben der christlichen Perspektive auch philosophische Ansichten und insbesondere die persönlichen Sichtweisen und Glaubensüberzeugungen der Jugendlichen einbezogen und berücksichtigt.
Zentrale Ziele des Religionsunterrichtes sind, in die Grundlagen des christlichen Glaubens einzuführen, Raum für Begegnung und Auseinandersetzung mit kirchlichen Institutionen und anderen Formen gemeinschaftlich gelebten Christentums zu eröffnen und einen spezifischen Beitrag zu den Entwicklungsaufgaben im Jugendalter zu leisten. Zu den Kernkompetenz gehören einerseits der Erwerb grundlegender Kenntnisse des christlichen Glaubens und seiner Herkunft, anderer Religionen (insbesondere Islam, Judentum, Hinduismus und Buddhismus) und Weltanschauungen, andererseits die Fähigkeit zu religiösen Sachverhalten und Positionen einen eigenen Standpunkt zu entwickeln, ihn zu erörtern und zu begründen. Auf dieser Basis soll insbesondere die Dialogfähigkeit der SchülerInnen ausgebaut werden.
Der Religionsunterricht an der Gesamtschule Kaiserplatz zeichnet sich durch ein vielfältiges Angebot an Unterrichtsmethoden sowie Offenheit gegenüber den Themen aus, die die Jugendlichen direkt betreffen. Auf diese Weise entsteht ein abwechslungsreicher Unterricht, indem beispielsweise durch Projekte, Stationenlernen und den Besuch außerschulischer Lernorte neues Wissen erworben, zentrale Werte vermittelt und wichtige Fragen diskutiert und beurteilt werden können.
Praktische Philosophie – oder „Was macht man denn bitte da?!“
Philosophie als das Fach der Fragen (sowie Antworten) zu den großen Themen, welche die Welt beherrschen und Wissenschaft definieren, findet seinen Einzug in der Jahrgangsstufe 5. und wird in der 6., 7., 9. und 10. Klasse mit eben jener wissbegierigen Ausrichtung vertieft. Was wären die Philosophen, stellten sie nicht immer Fragen? Diesem pragmatischen Sinne folgt auch der Kernlehrplan. Mithilfe der folgenden sieben Fragenkreise bilden sich die Schülerinnen und Schüler jedes Jahr aufs Neue weiter:
1. „Die Frage nach dem Selbst“
2. „Die Frage nach dem Anderen“
3. „Die Frage nach dem guten Handeln“
4. „Die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft“
5. „Die Frage nach Natur, Kultur und Technik“
6. „Die Frage Wahrheit, Wirklichkeit und Medien“
7. „Die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn“
Hierbei steht im Mittelpunkt, dass die Schülerinnen und Schüler eine stete Erweiterung sowie Nuancierung ihrer Urteilskompetenz entwickeln. Mit dem Ziel sie zu mutigen Denkerinnen, neugierigen Fragenstellern sowie demokratisch handelnden Mitbürgerinnen und Mitbürgern zu erziehen, setzen sie sich anhand von vereinfachten philosophischen Texten, Rollenspielen, Dilemmata, Gedankenexperimenten oder selbst erstellten Umfragen, mit ihrer eigenen Lebenswirklichkeit kritisch auseinandersetzen:
1. „Beherrsche ich meine Emotionen oder beherrschen sie mich?“
2. „Was kennzeichnet Freundschaft?“
3. „Darf ich wirklich niemals lügen?“
4. „Warum muss ich wählen?“
5. „Werden wir in 30 Jahren von künstlichen Intelligenzen abgelöst?“
6. „Welche Rolle spielen soziale Medien für mein Selbstbild?“
7. Und mal ganz plakativ gesprochen: „Was war zuerst da? Huhn oder Ei?“
Der Fokus liegt zu jeder Zeit auf dem Problem und dessen Lösung. Die Schülerinnen und Schüler lernen, sich geduldig einem Problem zu widmen. Diese scheinbar einfach klingende Aufgabe beinhaltet einen anspruchsvollen Viererschritt: Ein Problem muss erst als solches erkannt werden (1), dann wird es ausgehalten, indem man dem impulsiven Entscheiden widersteht (2), um es schlussendlich reflektiert und sachlich zu behandeln (3). Manchmal heißt es allerdings auch das Ausbleiben einer erlösenden Antwort zu ertragen und zu lernen, dass es nicht auf alles im Leben ein zufriedenstellendes Resultat geben kann (4). Diese Kernkompetenz stellt nicht nur ein kognitives Werkzeug dar, sondern bereitet die Schülerinnen und Schüler auf das Leben außerhalb und nach der Schule vor. Sie dient dazu, sich in gruppendynamischen Situationen zurechtzufinden und Wege durch persönliche sowie gesellschaftliche Herausforderungen zu bauen. Sie beschreibt die Fähigkeit die Verantwortung für das eigene Entscheiden und Handeln zu tragen.
Das Fach Philosophie am Kaiserplatz
Im Vergleich zur “Praktischen Philosophie” in der Sekundarstufe I gibt es in der Sekundarstufe II mehr philosophische Themenfelder. Und die Arbeitsweise verändert sich.
Die inhaltlichen Themenschwerpunkte in der EF umfassen neben grundsätzlichen Gedanken zur Philosophie Einblicke in wichtige philosophische Teilgebiete wie Anthropologie, Ethik, Staatsphilosophie, Erkenntnistheorie und Metaphysik. Diese Themenbereiche werden in Q1 und Q2 wieder aufgegriffen und vertieft bearbeitet.
Ein weiterer wichtiger Unterschied im Philosophieunterricht der SII wird die Umgangsweise mit der Thematik sein. Natürlich soll auch hier viel über philosophische Themen und Positionen gesprochen und über die eigene Haltung dazu nachgedacht werden. Die behandelten Themen sollen immer noch sprachlich beschrieben und entfaltet werden. Aber wir werden es nicht dabei belassen, über alles zu reden und lediglich verschiedene Ansichten dazu auszutauschen. In der SII wird deutlich größerer Wert darauf gelegt, die Richtigkeit bzw. den Wahrheitsgehalt der einzelnen Meinungen und Aussagen methodisch zu untersuchen, zu prüfen und argumentativ zu beurteilen.
Nicht alles ist automatisch richtig, nur weil jemand dies meint oder ganz fest daran glaubt. Und es wird auch nicht automatisch richtig dadurch, dass ganz viele Menschen das meinen, dass Generationen von Vorfahren daran geglaubt haben oder Autoritäten/Experten dies von oben diktieren. Philosophie ist keine Lebenshaltung, auch keine Ersatzreligion, sondern die Suche nach Wahrheit.
Wahrheit/Richtigkeit ist abhängig von bestimmten Kriterien oder Beweisen, die uns nachprüfbar zeigen, ob etwas stimmt oder nicht. Es ist nicht immer einfach, Beweise für bestimmte Behauptungen oder Ansichten zu finden. Aber solange es keine Beweise gibt, ist eine Behauptung nichts weiter als eine Behauptung – und noch lange keine Wahrheit. Gerade in der heutigen Medienwelt mit den vielfältigen Informationen und Fake-News spielt dieses Problem eine große Rolle.
Damit Philosophie nicht als lebensferne Theorie wahrgenommen wird, ist die Verknüpfung philosophischer Themen und der Positionen einzelner Philosophen mit dem Erfahrungshorizont der Schülerinnen und Schüler sowie mit Situationen aus der aktuellen Lebensrealität von Bedeutung. Nur so kann erlebbar und nachvollziehbar werden, dass differenziertes Denken nicht nur die Welt viel besser verständlich und zugänglich macht, sondern auch als Werkzeug für die eigene Lebensgestaltung immens wichtig ist.